Montag, 11. Juli 2016

2. GOINDA! Oben auf dem Berg - On the Hilltop (english coming soon...)

Oben haben wir das Gepäck abgeholt und auf die Kinder und anderen des Dorfes gewartet. Wie oben erwähnt waren Sai, seine Brüder, Pavan und ich vorangegangen. Sai und ein Bruder gingen einen Schlafplatz sichern und die anderen des Dorfes gingen zur Tonsur. Es gilt als ein Dank an den Gott, sollte ein Wunsch, um den man Venkateswara bat, in Erfüllung gehen, dass man sich die Haare (komplett!) abrasiert. Dazu gehört u.u. auch der Bart, Augenbrauen etc. Manche lassen eine kleine Locke am Nacken über (ich weiß nicht warum), aber die meisten lassen sich das gesamte Haupthaar abrasieren!
Als die Nachricht kam, dass wir einen Schlafplatz haben, gingen wir zum "Einchecken". Scheinbar muss jeder zur Security und sowas unterschreiben wie "Ich glaube an den Gott Venkateswara" oder so, auf jeden Fall hatten die anderen einen Zettel in der Hand, mit der sie zum Wachposten gingen. Dann fing eine Diskussion auf Telugu (die Amtssprache in dem Bundesland von Tirupati) an. Es ging um mich. Das war klar, wie die ganzen Leuten immer wieder auf mich deuteten bzw. das Wort German in den Mund nahmen.
Später hat mir Premar (Udayas Bruder) erzählt, dass wohl einige Inder alleinreisende Foreingers ansprechen und reinlegen um zum Beispiel irgendwo hin zu gehen, was zu kaufen oder sonst was. Warum sie jemanden auf den Berg scheuchen würden weiß ich nicht, aber angeblich ist das wohl das Problem der Security gewesen... Denn die Security war nicht mit den Ausführungen der Jungs und von Pavan zufrieden. Leider hatte er keine ID mit, sodass er eben Premar anrief und er die Identität Pavans bestätigte und auch, dass wir uns kennen und es sich um keinen "scam" handelt.
Scheinbar reichte das, ich dachte es ging um mehr und vor allem darum, dass ich weiß bin. Pavan nahm mich dann später zur Seite und erzählte mir, dass es wohl darum ging, dass ich wohl Christ sei (ich bin ja schließlich weiß) und die Christen nicht (mehr) auf Tirumala erlaubt sind. Es ist ein heiliger Ort der Hindus und daher sollen nur die auf den Berg, die auch an ihn glauben.
Es war wohl so, dass vor einiger Zeit ein Christ auf den Berg stieg und dann Flugblätter über Jesus verteilte und vor dem Tempel über die Bibel und das Christentum predigte, in der Hoffnung die "Heiden" von Jesus Christus und seinen Lehren zu überzeugen. Das war natürlich nicht gern gesehen und seitdem sind die sehr viel strenger mit Christen (Foreigners). Man darf keine christlichen Symbole, Texte o.ä. mitführen (allerdings wurde ich nicht kontrolliert) und es geht wohl scheinbar auch so stark, dass man sein Bekenntnis nicht aussprechen darf. Er empfahl mir zu antworten (sollte jemand nach meiner Religion fragen): "Ich glaube an viele Götter und besuche daher hier in Indien viele heilige Orte. So wünsche ich auch den Segen Venkateswaras zu erhalten. Hierfür haben ich den Pilgerpfad auf mich genommen."
Das sei wichtig, denn ein Nicht-Gläubiger würde nicht einfach so eine solche Strapaze auf sich nehmen. Das wäre ja verrückt.
-Nachtrag: Sajun, Udayas Sohn, hatte mir erzählt, dass dese Geschichte mit dem Christen vor 2 Jahren passierte. Es war wohl gar nicht so schlimm am Anfang, jedoch wurde die Predigt und so aufgenommen und als das dann später öffentlich wurde, wurde es eben zu einem religiösen Skandal und recht groß, sodass der TTD (die Betreiber des Tempels und so) durchgreifen musste und den offentsichtlichen Christen das Betreten des Berges verbieten.

Auf jeden Fall musste ich nichts unterzeichnen und durfte mit der Gruppe passieren und auf den Berg.
Allerdings war ich so trotzdem der einzige weiße Ausländer auf Tirumala. Zumindest habe ich niemanden sonst gesehen. Und alle haben mich gesehen und angestarrt. Es dauerte noch länger bis wir dann doch in unsere Unterkunft durften. Erst gegen halb 11 kamen wir rein (als auch die, die die Tonsur auf sich nahmen, wieder da waren). Wir haben dann kurz geduscht und etwas zu essen gesucht, allerdings war die kostenlose Kantine für Pilgergänger schon um 22:30 geschlossen =(
So gab es Dosai und Poori von einem kleinen Stand nahe des Tempels und dann wurden wieder die anderen gesucht. Es schien, als ob die oben genannte Gruppe (Sai, Sais Brüder, Pavan und ich) recht eng zusammen blieb und der Rest des Dorfes mehr oder weniger unter sich blieb, aber wir gingen meist voraus und die anderen waren woanders... Ich sah dann, dass die Familie mit den jungen Kinder sich komplett hatte rasieren lassen (also auch die Kinder), Sais Vater und das ältere Paar hatte auch keine Haare auf dem Kopf mehr. Der kleine Junge fand das nicht so schön... war wahrscheinlich recht kühl auf dem Kopf so ohne Haare... Pavan hatte sich schon vorher beschwert, dass es bei den 25° kalt wäre. Er sei diese Kälte nicht gewohnt sagte er mir. Ich hatte ihm alles mögliche angeboten, denn ich empfand es als super!^^
Wir waren übrigens weiterhin barfuß. Denn sie wollten unter keine Umstände, dass ggf. jemand der Security mich mit Schuhen erwischt und mich so als Christ entlarvt. Denn scheinbar tragen nur diese Schuhe auf dem heiligen Gelände vor einem Tempel Besuch (mehrere hatten allerdings ihre Schuhe dort oben an). Fand ich etwas übertrieben, aber ich konnte ihre Angst nachvollziehen.
Um ca. 23:30 fanden wir die anderen und gingen gesammelt zum Eingang des Tempels. Nur gingen wir am Tempel vorbei! Der Eingang zum Darshan (Anblick des Gottes) war gefühlt 1 km hinter dem Tempel, dort gab es nochmal einen Gepäck-Abgabe Platz (auch für Schuhe), sodass man theoretisch doch damit hätte herumlaufen können. So blieb meine Kamera, Handy etc. in der Hütte, denn die anderen bestanden darauf, dass ich nur das nötigste (Reisepass und Opfergeld) mitnehme... (eben aus Angst, dass die Behörden was gegen mich haben könnten)
Dann ging es wieder eine übertrieben lange Strecke, zu einem Sicherheits Checkpoint. Hier wurden alle Taschen, die doch hineingenommen wurden (ging scheinbar doch?!) durch ein Band gescannt und die Menschen abgetastet und per Metalldetektor überprüft. Dann ging es einen großen Flur entlang bis man in eine Halle gelassen wurde. Hier schliefen schon einige Gläubige. Pavan erzählte mir, dass an normalen Tagen mehrere dieser Hallen gefüllt sind und nur eine nach der anderen in den Tempel darf (wir gingen an ca. 5 vorbei und es waren scheinbar noch weitere im Gebäude). Allerdings war der Tempel zwischen 0:00 und 3:30 geschlossen, sodass wir bis 3:30 warten mussten. Sais Bruder meinte er macht wieder um 1 Uhr auf, scheinbar nicht. So legte ich mich dann auch kurz hin. Als ich zwischendurch wach wurde (jemand hat sich scheinbar zu meinen Füßen gelegt und als er seinen Kopf gekrazt hat meine Füße gekitzelt XD) sah ich in den Saal und es war eigentlich ein super Bild. Überall die Schultern von schlafenden Menschen, die nebeneinander lagen und auf den Segen ihres Gottes warteten.

So viel zum Drum herum... Nun endlich zum Tempel! Oder?

Hier können bis zu 3 Pilger Familien wohnen, 2 unten und eine oben. Hiervon stehen viele Hütten vor dem Tempel
Das Bad im Bungalow
Und das eine Doppelbett. es waren noch 3 Stühle im Raum und ich stand ca. an der anderen Wand... also recht klein für 14 Personen...
Eine Informations und Beschwerde Stelle, leider waren diese in der Nacht nur selten besetzt...

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